27. Okt. - 22. Nov. 2013

Kaum zu glauben, dass diese Landschaft noch zu toppen ist. Doch spätestens mit dem Erreichen der abgelegenen Laguna Colorado waren wir völlig aus dem Häuschen!! Dies war übrigens das einzige Mal während unseres Trips, dass eine Art Eintrittsgebühr (ca. 15 US-Dollar) erhoben wurde - und die wirklich zurecht. Am nächsten Morgen starteten wir bereits um 5 Uhr in der Frühe, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Geysir Sol de Manana in einer Höhe von 4.270 Meter zu sein. Arschkalt war's so früh amTag - aber die Stimmung atemberaubend. Die Wasseroberfläche der angrenzenden Lagunen zu der Zeit noch vereist, aber direkt daneben konnten Warmduscher ein Bad in den heißen Quellen nehmen. Unser Team mit dem französischen Pärchen Lea & Nicolas sowie unseren spanischen Dolmetscherinnen Raquel & Ana priorisierte das Frühstück - und machte sich danach mit Fahrer Josè sofort wieder aus dem Staube. Jetzt näherten wir uns stetig dem mächtigen und wunderschönen Vulkan Licancabur, der mit einer Höhe von 5.960 Metern direkt an der Grenze zu St. Pedro de Atacama (Chile) liegt. Unbeschreiblich schön, wie sich der Licancabur in der Laguna Verde spiegelte.

Auf dem Rückweg streiften wir nochmals die knallrote Laguna Colorado auf 4.180 Meter Höhe, wo es fömlich von Flamingos wimmelte und die sich durch uns überhaupt nicht stören ließen. Hier nahmen wir auch unser letzte Essen des 4-tägigen Salar-Trips in dem Shop der Bolivianerin ein. Dazu ein eiskaltes Cerveza (Bier) - Michael verspürte offenbar Weihnachtsgefühle. Die mehrstündige Rückfahrt nach Uyuni führte durch sehr abwechslungsreiche Landschaft und immer wieder musste ein "Zwangsstop" eingelegt werden, um ein paar Impressionen in Bildform einzufangen. Seien es besondere Felsformationen wie hier z.B. ein Geierkopf oder die trotteligen Lamas am Wegesrand. Den Zug-Friedhof von Uyuni hatten wir zwar am ersten Tag der Salar-Tour schon mal gesehen, aber damals wimmelte es von Touris und wir hatte nicht einmal eine halbe Stunde Zeit. Deshalb gönnten wir uns jetzt nochmals den Luxus, um diese außergewöhnliche Atmosphäre im Rahmen des Sonnenuntergangs individuell zu erleben. Echt granatenmäßig!!
    Am nächsten Tag wollten wir eigentlich frühmorgens per Bus nach Tupiza fahren, doch in der Eile des Gefechts hatten wir am Vorabend versehentlich falsche Bus-Fahrkarten mit dem Ziel Potosi gekauft. Deshalb ging's ungewollt durch die spektakuläre Ticatica-Schlucht in die 4.000 Meter hohe Silberminen-Stadt Potosi, wo exakt an diesem Tage zufällig deren Jahrestag gefeiert wurde. Spontan wie wir sind, unterstützten wir dieses Stadtfest mit Speis & Trank und konnten so gleich noch ein paar Eindrücke von Potosi mitnehmen. Am nächsten Morgen dann aber ging's tatsächlich mit dem Bus zum 260 Kilometer entfernten Tupiza, einem kleinen Städtchen im Süden von Bolivien, unweit der Grenze zu Argentinien. Tupiza erinnert in einer Höhe von 3.000 Metern eher an Wild-West-Kulisse und ist in ein überwiegend rotes Felsmassiv eingebettet. Natürlich buchten wir sofort eine Tagestour und grasten mit einem Jeep die zahlreichen Natur-Sehenswürdigkeiten ab.

Dazu zählten u.a. El Canon del Duende (Canyon) mit El Canon del Inca, El Sillar (riesiger Steingarten), Quebrada Palmira (Steinformationen), Puerta del Diablo oder de los Penes (überdimensionaler Fels in der Form von einem Penis - da konnte man fast gar neidisch werden). Fast wie in einem Drehbuch, trafen wir in einem Canyon auf eine riesige Ziegenherde - und die lief uns exakt in dem Moment durch das Bild, als wir uns mit dem Jeep positioniert hatten und der Hintergrund genau passte. Nun hieß es, langsam Abschied zu nehmen von Bolivien - einem sehr armen Land, das aber durch sein grandiose Natur mehr als begeistert. Denn hier gibt es von der Meereshöhe über Dschungel, Pampa bis hin zu vielen Sechstausendern wirklich alles. Mit einem Kleinbus absolvierten wir frühmorgens die letzten 100 km bis zu der Grenzstadt Villazon, wo wir nach einer extrem bürokratischen Grenzkontrolle nach Argentinien einreisen konnten.
    An der Begrüßungstafel von Argentinien steht zu lesen, dass es bis ganz runter nach Ushuaia über 5.000 Kilometer sind - echt ein riesiges Land. Unterwegs mit einem typischen Großbus, fasziniert uns die bunte und fast unwirklich wirkende Schlucht von Quebrada de Humahuaca, die zum Welterbe zählt. 5 Stunden Fahrzeit sind's bis zu unserem nächsten Stop in Jujuy, einer modernen Großstadt mit über 400.000 Einwohnern. Am Plaza Belgrano wird getanzt wie wild, Mate-Tee wird zum probieren angeboten - und schmeckte gar nicht mal schlecht. Weil ich schon jahrelang von einem Tukan live in der Natur träumte, buchten wir einen Tagestrip zum Nationalpark Calilequa, wo es den großen Tukan geben soll. Dort trafen wir auf jede Menge schräge Vögel - aber nicht auf einen Tukan. Doch wie's der Zufall will, entdeckte unser Guide Adrian auf der Rückfahrt in einem städtischen Park dieses farbenfrohe Tier auf einer Palme - super!!!

Die Rückfahrt gestaltete sich überaus kompliziert, weil aufgrund eines politischen Streiks sämtliche zentralen Zufahrtsstrassen blockiert waren. Deshalb blieb nach einer mehrstündigen Zwangspause nur die "Flucht" mit dem Geländewagen von der Autobahn über einen steil abfallenden Hohlweg und die Bahnschwellen des Bahngleises! Diese spektakuläre Flucht musste natürlich feierlich begossen werden - denn, wer weiß, sonst würden wir vielleicht noch heute dort stehen. Von Jujuy aus setzten wir unsere Reise in Richtung Salta fort, das durch spanische Kolonialarchitektur und wunderschöne Kirchen wie z.B. die Catedral de Salta besticht. Nach einem Kurzaufenthalt ging die Fahrt in einem für Südamerika typischen Doppeldecker weiter - und unsere Plätze lauteten 1 und 2 auf dem Oberdeck - das ist wie Autokino vom Ferrari aus. Next Stop in Cordoba, der zweitgrößten Stadt von Argentinien.Die Metropole an sich interessierte uns überhaupt nicht - viel mehr der 85 km entfernte Quebadra de Condorito - eine riesige Schlucht, wo Kondore brüten und beobachtet werden können.
    Auch in Cordoba traumhaft schöne Kirchen - scheint für viele der hier wohnenden Menschen ein Platz zum abschalten zu sein. Weil uns der Flohmarkt eines bestimmten Bezirks empfohlen wurde, pilgerten wir dorthin und trafen auf einen richtig urigen und superfreundlichen Typ, mit dem wir uns fast zu Tode lachten. Um mit dem normalen Linienbus zum obigen Kondor-Park zu gelangen, brauchte es zur Verständigung Hände und Füsse - aber ohne Spanisch-Kenntnisse tut man sich eben furchtbar schwer in Südamerika. Herrlich angelegt die Tracks im Quebadra de Condorito, und nach einer Marschzeit von knapp 3 Stunden, konnte man tatsächlich vom Nordbalkon aus jede Menge Kondore in der darunter befindlichen Schlucht erkennen (auf dem Bild natürlich nur zu erahnen - deshalb bitte die Ausschnittsvergrösserung bei mir angucken). Besonders interessant die "Zufalls-Bekanntschaften" wie einem knallbunten Colibri (leider zu schnell, um ihn zu fotografieren), einem roten Piepmatz sowie rosa farbene Kakteen. Schlangen und Pumas haben wir zum Glück keine getroffen.

Zurück in 3 Stunden von La Pampilla mit dem überfüllten Bummelbus und kurz später schon wieder Abfahrt mit dem Doppeldecker zu unserer letzten Station nach Buenos Aires - das war unsere Reise-Geschwindigkeit. Und deshalb war bummeln auch gar nicht drin. Im Bus ziemlich gut geschlafen, beobachteten wir das Schauspiel mit der aufgehenden Sonne am Himmel aus der ersten Reihe, zu dem Zeitpunkt bereits am Stadtrand von Buenos Aires befindlich. Bereits von zuhause vorgebucht, hatten wir das ChillHouse Hostel mit seiner recht guten Lage. Dazu bot sich ein umfassendes Frühstücksangebot in den unzähligen Bäckereien mit selbst gemachen Leckerlies. Buenos Aires ist eine traumhafte Weltstadt mit jeder Menge an Highlights: so ist der Cementerio de la Recoleta ein ganz außergewöhnlicher Friedhof. Denn hier ruhen in den riesigen Krypten und Grabmalen die Überreste der Elite von Buenos Aires, so auch das Grab von Evita. Bei einem Ausblick von einer Hotel-Terrasse kommt erst die Größe dieses Prominenten-Friedhofs zur Geltung. Das Profil der schon vor über 50 Jahren verstorbenen Evita findet sich vielerorts in der Stadt.
    Das Stadtviertel von San Telmo ist eines der schönsten und geschichtlich interessantesten Viertel von BA und hat seinen ganz besonderen Charme mit niedrigen Kolonialgebäuden. Am Mercado waren hier gerade die Dreharbeiten mit Superstar Will Smith für den Film "Focus" im Gange. Ebenfalls ein interessantes Viertel stellt La Boca dar, wobei Caminito am Stadtrand mit seinen bunten Häuschen und Skulpturen ein wahrer Touristen-Magnet darstellt. Hier kann man auch Tango-Unterricht nehmen oder auch nur dessen spannende Schrittfolge beobachten. Das Viertel Palermo besticht durch weitläufige Parks mit Grünflächen und hier ist überwiegend die Mittelschicht wohnhaft. Die Südamerikaner sind bekannt für ihre große Leidenschaft für den Metal (Musik-Richtung), die exakt auch mein Ding ist. So hoff ich, meinen nächsten Buenos Aires Aufenthalt mit einem Live-Konzert von Metallica verbinden zu können. Jedenfalls animierten mich die Werbeplakate dazu. Unglaublich, wie schnell 4 Wochen vergehen können. Aber auch unglaublich, was für ein Programm man innerhalb dieses Zeitraums erleben kann. Und das alles lief bei uns so was von perfekt, keinerlei Ausfälle, Krankheiten, etc. - es war schlicht und einfach ein perfekter Rucksack-Trip. Zum Finale löste Michael seinen Geburtstagsessen-Gutschein für Buenos Aires bei mir ein, bevor wir am nächsten Tag mit British Airways den 13-stündigen Direktflug nach London antraten. Dickes Lob an diese Airline, die mit einem besonders guten Service brillierte.