2. März 2014
Die historischen Wurzeln der Munderkinger Fasnet und des Brunnensprungs - von der Homepage der Trommgesellenzunft e.V. in Form der Munderkinger Fasnet: Bereits 1600 finden wir einen ersten Hinweis auf Fastnachtsfeierlichkeiten in Munderkingen. Im Totenbuch der Stadt weist der Pfarrer bei einer Eintragung auf die Zeit der „bachanalia“ hin, die Zeit ausschweifender Fress- und Sauforgien. Munderkingen verfügt über einen vermutlich sehr alten Brauch, das Brunnenspringen. Wie alt dieser Brauch genau ist, ist ungewiss und vor allem unbewiesen. 1935 feierte man 700 Jahre Brunnensprung. Der Heimatforscher Lorenz Locher weist auf eine Urkunde von 1235 hin, in der belegt sei, dass der Brunnensprung von den beiden Ortsadeligen Rudolf und Rüdiger im Jahre 1235 aus Wien mitgebracht und in Munderkingen eingeführt wurde. (Text-Fortsetzung unten!)
Lorenz Locher erklärte 1964 in einem Brief an den damaligen Bürgermeister, dass "...der Vorstand im Jahre 1935 nach Stuttgart gefahren sei, um die beiden Fasnetslieder, den Hopser und Schleifer und das Belagerungslied vom Musikdirektor Springer vertonen zu lassen. Dort sei ihnen von einem nicht namentlich erwähnten Archivrat ein Dokument übergeben worden, welches das hohe Alter des Brunnensprungs belegt. Leider konnte besagtes Dokument nicht mehr vorgelegt werden Es scheint deshalb das hohe Alter dieses Munderkinger Brauches, zumindest was diese Quelle betrifft höchst fraglich.
Sichere ältere Zeugnisse für den Munderkinger Wasserbrauch stammen aus den Totenbüchern der Pfarrgemeinde. Nach einem Eintrag von 1742 war der erste Tag der Fasnet der Fasnetsmontag, an dem man "die grösste Anzahl von Törichten in der Welt sehen kann", wie der damalige Pfarrer geringschätzig feststellt. Am Aschermittwoch war dann der Auftritt der "Histrionum madidorum", der "Wasserschauspieler". Nach einem "schlechten, törichten und geschmacklosen Brauch tauchen zwei Jünglinge im Brunnen unter".Und der Pfarrer fügt hinzu: "Oh, dass sie es doch einsähen und sich um die letzten Dinge kümmerten!" Nachdem der Pfarrer von einem Brauch spricht, ist anzunehmen, dass bereits lange vor 1742 am Aschermittwoch in den Brunnen gesprungen wurde. 1748 waren die klerikalen Vertreter des Bistums Konstanz bei einer Visitation empört darüber, dass der Brunnensprung am Aschermittwoch, also dem ersten Fastentag, stattfinde, und legten der Stadtverwaltung nahe, den Brunnensprung in die Fastnacht zu verlegen. Diese erklärte sich für nicht zuständig und verwies auf den vorderösterreichischen Stadtamtmann.
Der Brunnensprung heute: nach dem vom Trommelwirbel begleiteten Auswürfeln der beiden Brunnenspringer begeben diese sich auf das Brunnengeschäl des vom Baumeister Leonhardt Baumhauer aus Tübingen 1572 erneuerten Marktbrunnens. Der Obermaischer befiehlt nun seinen Maischern, das eiskalte Brunnenwasser in Wallung zu bringen und zwar mit den Worten: "Maischer setzt an, maischt auf!" Nun erhalten die beiden Springer jeweils von einer Trommmaid einen Becher heißen Wein. Dann werfen sie ihre Gläser an die Brunnensäule, auf der der steinerne, schildhaltende Löwe - das Munderkinger Stadtwappen - steht und springen dreimal in das von den Maischern in Wallung gebrachte eisige Brunnenwasser hinein. Begleitet wird diese Aktion von vielfachen "Narro-Hee"-Rufen aus tausenden Kehlen. Wenn sie dann den Brunnen verlassen haben, steht ihnen von altersher das Recht zu, alle umstehenden Mädchen zu küssen. Viel Zeit bleibt ihnen dazu aber nicht, denn es müssen schleunigst die nassen Kleider gewechselt werden.
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