Rock of Ages 2012 - Teil 1

27.-28. Juli 2012

Die 7. Auflage des Rock of Ages stand am letzen Juli-Wochenende auf dem Programm und das Neckartal bebte förmlich. Und exakt zum Headliner Alice Cooper strömten gar Freudentränen wie aus Sturzbächen vom Himmel. Es war eine Stimmung wie aus dem Drehbuch - gigantisch!

Programm am Freitag, 27.7.12:

  • 17.00-17.45 Uhr - The Sailer Bros. Band
  • 17.55-18.45 Uhr - Fischer-Z
  • 19.00-20.15 Uhr - Fish
  • 20.35-21.50 Uhr - Bob Geldorf
  • 22.25-24.00 Uhr - Europe

Programm am Samstag, 28.7.12:

  • 11.30-12.10 Uhr - Rebellious Spirit
  • 12.20-13.10 Uhr - Maxxwell
  • 13.20-14.20 Uhr - Regatta de Blanc
  • 14.30-15.30 Uhr - Praying Mantis
  • 15.40-16.50 Uhr - Jeff Scott Soto
  • 17.05-18.15 Uhr - The Tubes
  • 18.30-19.50 Uhr - Y&T
  • 20.10-21.30 Uhr - Axel Rudi Pell
  • 22.00-23.50 Uhr - Alice Cooper

Der Freitag galt meist als der schwächere Tag: Es spielen stets weniger Bands, und die waren in der Vergangenheit oft weniger zugkräftig, als jene, die an den Samstagen auf die Bühne stiegen. Das war an diesem Wochenende anders. Selbst die überregional eher unbekannte Sailer Bros. Band aus Bühl brachte etliche eigene Fans mit. Und sie gewann neue hinzu, etwa durch ihre Interpretation des Lynyrd-Skynyrd-Epos „Free Bird“.

Ein weiterer Gewinner war John Watts, der mit seiner Begleitband unter dem alten Erfolgsnamen Fischer Z firmierte. Die Gruppe spielte zwölf Lieder, die meisten davon aus „Red Skies over Paradise“, der erfolgreichsten Platte der Band. Dennoch dauerte der kurze Auftritt keine Dreiviertelstunde, wofür der Tübinger Michael Weiss wenig Verständnis hatte: „Fischer Z hätte die Hauptband des Abends sein müssen!“

Fish dagegen überzog: Der Sänger aus Schottland spielte sich zusammen mit seiner aktuellen Formation durch die Zeit mit seiner ehemaligen Band Marillion. Dabei offenbarte er, wie sehr ihm daran gelegen ist, Material zu spielen, das ihm selbst gefällt: Er verzichtete auf seine größten Hits, die Balladen „Kayleigh“ und „Lavender“, sowie den Rocker „Incommunicado“ – überhaupt ignorierte er die eher fetzigen Nummern aus seiner Vergangenheit.

Bob Geldof hatte eine Band mitgebracht, die stilistisch von den Folksongs bis zum Punk all das abdeckte, was der irische Sänger im Lauf der Jahrzehnte auf Platte pressen ließ. Die Zugabe „I don‘t like Mondays“ wurde von den Stimmen des Publikums getragen. Obwohl Geldof gefeiert wurde, litt sein Auftritt unter Soundproblemen: Die Höhen waren überaus dominant, es gab immer wieder ungewollte Rückkopplungen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Festgelände stark gefüllt. Zuvor hatten viele Besucher Schatten gesucht, den sie vor allem im mit Bäumen umsäumten Camping-Bereich gefunden hatten. Während Fischer Z spielte, hatte es kurz getröpfelt, zum abschließenden Reißer „Marliese“ war dagegen ein prächtiger Regenbogen am Himmel zu sehen.

Während des Auftritts von Europe zog wiederum eine Gewitterfront heran. Am Horizont zuckten Blitze. „Wir werden vom Regen verfolgt,“ sagte Sänger Joey Tempest später. Die Band habe in diesem Sommer auf vier Festivals gespielt – jedes Mal habe es geschüttet. In Seebronn lieferten die fünf Schweden allerdings das perfekte Timing ab: Die Wolken öffneten sich erst, als die Band den letzten Akkord ihrer Zugabe „The Final Countdown“ spielte. Schneller als an diesem Abend hatte sich der Platz vor der Bühne in den vergangenen sieben Jahren nie geleert. Dennoch bedankte sich Veranstalter Horst Franz bei den Flüchtenden: „So geil war der Freitag bei Rock Of Ages noch nie!“ Und so gut besucht wohl auch nicht: Die Polizei schätzte zwar, dass sich an beiden Tagen je 5000 Zuschauer auf dem Gelände befanden, es könnten aber durchaus mehr gewesen sein. Unangenehme Folgen hatte dies für ein paar Camper, denen in der Nacht zum Samstag Bargeld aus Zelten und Wägen geklaut wurde.

Am Samstag nahmen sich Viele die Zeit, über das Gelände zu schlendern. Die Fans eilten jedoch spätestens zur Bühne zurück, als Jeff Scott Soto – wie später der Bochumer Axel Rudi Pell – druckvollen, rotzigen Hardrock durch die Lautsprecher pumpte. Viel Applaus bekamen auch The Tubes. Ihre Form des Musiktheaters nahm den Auftritt von Alice Cooper um fast vier Stunden vorweg. Alice Cooper ließ sein Publikum über eine Dreiviertelstunde warten. Als er dann endlich begann fing es auch an, wie aus Kübeln zu schütten. Viele Fans trotzten dem Regen, denn Alice Cooper bot eine visuell enorm unterhaltsame Show, die auch auf musikalischer Ebene keine Wünsche offen ließ. Nach allen Hits schloss die Band mit „I want to be elected“ und dem abschließenden, zweideutigen Gruß des Sängers an seine Zuhörer: „Thank you for being so wet.“

Text aus der Online-Zeitung des Schwäbischen Tagblatt vom 29.07.12