1. Juni 2013
Nach einem ziemlich verregneten Mai 2013 spitzt sich die Situation zum Ende des Monats zu, denn es regnet mehrere Tagen lang förmlich ohne Unterlass. Am Samstag, dem 1. Juni 2013, 11 Uhr, scheint das Hochwasser seinen Zenit bereits überschritten zu haben. Ein einzigartiges Naturspektakel auf dem Friedhof von Owingen: Hunderte von Schwalben suchen am Gemäuer der Weiler Kirche nach einem Unterschlupf. An der Kappenäcker tost die Eyach im geformten Becken wie seit Jahrzehnten nicht mehr - doch das ist längst noch nicht alles. Beim ehemaligen Stauwehr nahe der Tankstelle Maas in Stetten, wo kürzlich erst die Eyach in eine neue Form gezwängt wurde, gibt's kein Halten mehr. Der Fischweiher von Stetten ist ebenso überflutet wie auch die angrenzenden Äcker. Der Badesee bei der Sinz-Mühle wird bereits von Enten belegt und beim Weiler muss man zweimal hin gucken, wie sich dort die Bächlein über Nacht verwandelt haben.
In Balingen sieht's nicht besser aus, wo beim Zollern-Schloss das Eyachwehr an einen reißenden Wildbach erinnert. Der Saisonabschluss der Handball-Bundesliga vom HBW Balingen-Weilstetten muss wegen Überflutung der Volksbank Messe innerhalb von Minuten abgebrochen und die Halle evakuiert werden. Verschärfend kamen neue, heftige Regenfälle hinzu, die innerhalb von 2 Stunden her nieder gingen. Danach riß der Himmel auf und die Überflutungen erreichten ihre Höchststände. Bei der Brücke am "Kühlen Grund" schießt das Wasser um die Kurve, der Pegel reicht bis auf Höhe der Fußgänger-Brücke - und von da an geht's fast nur noch geradeaus - mit Vollgas - in Richtung Owingen.
Beim Annähern an Owingen bereits riesige Wasser-Fontänen, die von den Schläuchen der Feuerwehr stammen - die damit versuchen, das Wasser von Owingen weg zu pumpen. Um den Friedhof herum, hat sich die Lage nochmals massivst verschärft - die Straße zur Weiler Kirche ist völlig überflutet, der Weilerbach ist im 15. Monat schwanger - und die Eyach ist jetzt zu einem monströsen Wildwasser-Fluss gereift. Ab sofort ist Owingen von hier für ein paar Stunden besser per Boot als per Auto erreichbar - so extrem war das seit Menschengedenken noch nie!! Ein Ausblick von den "Bühlen" lässt jetzt erst das Ausmaß dieses Jahrtausend-Hochwassers erkennen. Owingen ist ab sofort auf dem Schiffsweg ideal zu erreichen.
Während im gesamten Flecken Feuerwehr und Helfer gegen die Naturkatastrophe kämpfen, schauen die Schafe völlig entspannt in Richtung Tal - und träumen vermutlich von einem genüsslichen Bad bei Sonnenschein in den neuen Gewässern. Gegen 21 Uhr ist das Kappenäcker-Wehr im Vergleich zum morgentlichen Anblick nochmals deutlich gewachsen. Die Feuerwehr ist voll dran und pumpt weiterhin das Wasser von Owingen weg - mit großem Erfolg. Ein ganz großes Lob & Dank an die Feuerwehrkameraden - ohne Euch wär unser Aubenga förmlich abgesoffen!!
Auch die Nachbargemeinde Stetten hat's bös erwischt - hier kann man vorübergehend mit dem Boot die Hauptstraße befahren. Hingegen ist zwischen dem Salzwerk und der Stunzachbrücke bereits ein Auto abgesoffen. Unter Wasser auch die Fischerstraße in Owingen - und abschließend um 22 Uhr noch ein Blick nach Haigerloch. Dort steht der Marktplatz unter Wasser - hingegen uneinholbar das imposante Schloss Haigerloch. Scheinbar sind keine Menschen zu Schaden gekommen - so muss man noch dankbar darüber sein, dass dieses Hochwasser so glimpflich von statten ging. Unvorstellbar, wenn diese Fluten bei Nacht herein gebrochen wären.
Die Eyach war über Jahrhunderte hinweg ein Unruheherd für die Gemeinde Owingen, denn immer wieder kam es zu schlimmen Überflutungen. Doch weder durch die große Eyachkorrektur von 1956-1959 noch durch den Bau der rauen Rampen vor wenigen Jahren ist es gelungen, der Eyach Herr zu werden.
Link zur Eyach aus der Vergangenheit
Der "Schwarzwälder Bote" schreibt in seinem Bericht vom 3.6.13 folgendes: Auch in Owingen schien das Hochwasser seinen Zenit bereits überschritten zu haben, als es richtig los ging. Während sich die Eyach in den Feldern ausbreitete und eine Seenlandschaft bildete, wurde das vom Berg herab über den Rötenbach durch den Ort fließende Wasser für die Häuser in der Eyachstraße zum Problem. Auf den Gräbern des Friedhofes bei der Weiler Kirche stand das Wasser. Gegen 19.30 Uhr erreichte die Eyach am Samstag ihren höchsten Pegelwert von 2,98 Meter; deutlich mehr als beim bisher gemessenen Höchststand von 2,55 Meter (19. Mai 1994).