Die Eyach im neuen Verlauf - fotografisch dokumentiert von 1969 bis 2012

Sehr idyllisch und malerisch im Eyachtal gelegen, präsentiert sich Owingen auf den Postkarten von 1969 bis 1971 - kaum zu glauben, dass hier mal die Eyach "wütete". Als wirklich effizient kann die "große Eyachkorrektur" von 1956 bis 1959 bezeichnet werden. Denn durch die daraus resultierende Begradigung mit dem Einbau von fünf Stauwehren trat die Eyach nur noch selten aus ihrem Bachbett und es herrschte förmlich Ruhe. ereits im Jahr 1989 musste die gerade mal 30 Jahre alte Eyachbrücke auf Höhe der Sinz-Mühle im Rahmen des Umgehungs-Strassen-Baus zur Überbrückung der B 463 ersetzt werden.

Damit Fische auf dem Weg zu ihren Laichplätzen den Fluss besser durchwandern konnten, entstand im Jahr 2001 die erste "Raue Rampe" auf Höhe der Sinz-Mühle. Unter dem Begriff "Raue Rampe" versteht man sanfter verlaufende Übergänge mit entsprechenden Steinen im Bachbett. Denn die bei der "großen Eyach-Korrektur" eingebauten Querbauwerke in Form von Betonmauern in einer Höhe von 1,40 bis 2,20 Meter waren sowohl für Fische als auch für Kleinlebewesen unüberwindliche Hindernisse - und sollten deshalb Zug um Zug entfernt werden. Sehr gut erkennbar sind auf den Luftbildern von 1989 bis 1991 die gerade fertig gestellte Umgehungsstraße - und natürlich auch der Verlauf der Eyach.

Weil die Beseitigung der Beton-Abstürze auch der EU-Wasserrahmen-Richtline entsprach, flossen für den Umbau in Raue Rampen auch öffentliche Gelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Deshalb folgte bereits 2006 das Kappenäcker-Wehr (auf dem Herbstbild von 2003 noch im ursprünglichen Zustand). Bevorzugte Jahreszeit für diese massiven Erdbewegungen mit Baggern natürlich die kalte Jahreszeit, wenn der Boden gefroren ist. Zuerst wurde ein Kanal ausgebaggert, um das Wasser der Eyach entsprechend umzuleiten - und anschließend das Betonwehr mit dem Bagger zu entfernen bzw. große Steine fest einzubauen. Der Bau dieser zweiten Rauen Rampe auf einer Länge von 30 Metern und mit 700 Tonnen verbautem Stein verschlang Kosten in Höhe von 60.000 Euro.

Nur wenige Jahre sind vergangen und man erinnert sich kaum noch an das alte Eyachwehr, welches früher ein begehrtes Bade-Paradies war. Die großen "Kieselsteine" haben die alten Spuren völlig verwischt und ergeben ein romantisches Bild. Als nächstes stand das Eyachwehr beim Weiler im Januar 2008 auf dem Programm. Auch hier stammen die Fotografien mit dem Originalzustand aus dem Jahr 2003. Regelrecht gewehrt hat sich die Eyach gegen die Umleitung in einen Kanal - doch letztlich siegte auch hier der Bagger und zerbröselte das massive Betonwehr in kleine Häppchen. Der Austausch des dritten Beton-Querbauwerks wurde wiederum durch den "Landesbetrieb Gewässer" beim Regierungspräsidium Tübingen realisiert. Die Baumaßnahme, bei der die Eyach auf einer Länge von 100 Metern verlegt wurde, kostete ca. 70.000 Euro und zog sich über fast 3 Monate hinweg.

Vergleicht man das obige "Wildwasser" vor der Baumaßnahme mit der fertiggestellten Rauen Rampe, kann man es sich fast nicht mehr vorstellen, dass die Eyach jemals wieder über die Ufer treten könnte. Die letzten Überschwemmungen stammen aus den Jahren 1996, 2000 und 2002 (also vor dem Umbau zu den Rauen Rampen) - und im Nu war die Eyach damals zu einer Wildwasser-Rafting-Strecke angeschwollen. Dem Eyachwehr an der Reiterstaig rückte der Bagger im Januar 2009 auf die Pelle. Doch zuerst noch ein paar Ansichten vor dem Umbau: die idyllische Eyach bei Sonnenschein, bei heftigem Regen - und in winterlichem Outfit (im Hintergrund die Meßstation). Auch dieses Wehr war einst ein Badeparadies für Kinder - denn Freibäder gab's zu der Zeit noch keine.

Die Vorgehensweise wiederum identisch: graben eines Umleitungs-Kanals, anschließend Bagger contra Beton - und zum Schluss der Einbau von Felsbrocken. In der Tat - auch hier ergab sich nach der Fertigstellung ein harmonisches Bild. So bedeutend, wie die große Eyachkorrektur in der Zeit von 1956 bis 1959 war - von damals ist fast nur noch die Begradigung übrig geblieben. So fliesst die Eyach an normalen Tagen sehr ruhig in ihrem vorgegebenem Bachbett. Doch wehe, wenn's mal wieder heftig regnet: dann wird die Eyach zum Wolf im Schafspelz (die Hochwasser-Fotos in der zweitletzten Reihe stammen von 1994 und 2000). Mit etwas Verwunderung betrachte ich deshalb die relativ schmale Raue Rampe bei der früheren Maas-Kurve auf Gemarkung Stetten (letzte Reihe, mittleres Foto): wie es hier wohl beim nächsten Jahrhundert-Hochwasser aussehen mag ?!??