21./22. Jan. 2012

Die VSAN (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte) ist der 1924 gegründete Dachverband von 69 traditionell ausgerichteten Narrenzünften der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Das nur alle 4 Jahre stattfindende Große Narrentreffen aller Mitgliedszünfte wurde kürzlich in Konstanz abgehalten, die im übrigen vor exakt 40 Jahren schon einmal dessen Ausrichter waren. Natürlich absoluter Ausnahmezustand in dem sehr schön am Bodensee gelegenen, historischen Städtchen. Und die Konstanzer Blätzlebuebe Zunft bestrebt, wirklich alles perfekt zu regeln. Großes Kompliment an die Veranstalter, die Organisation war großartig - die gesamten Festivitäten im Städtle. Und für das Sauwetter konnte keiner was - aber der Herrgott hatte Gott sei Dank ein Einsehen und verrammelte die Himmels-Schleusen für den 5-stündigen Traditions-Umzug ausnahmslos.

War das Narrentreffen am Freitag mit einem Umzug der Konstanzer Zünfte und einem Monsterkonzert von 10 Guggenmusikern eröffnet worden, begann der Samstag um 14 Uhr mit dem Narrenbaumstellen durch die Narrenzünfte Stockach und Radolfzell. Dieser Act mit einem 33 Meter hohen Baum ging so schnell, dass ich bei meinem Eintreffen kurz vor 15 Uhr gerade noch zum "Einlochen" recht kam. Um 16 Uhr Beginn der Brauchtumsvorführungen am Münsterplatz: Vorführung einiger Kläpperle-Gruppen (Bild oben rechts - so liegen Kläpperle in der Hand), der Polonaise der Schömberger Narrenzunft, dem Ahlandtanz der Narrenzunft Rottenburg, dem Nüsslertanz der Schweizer Narrenzunft Unterägeri, dem Triberger Teufelstanz und zum Abschluß dem Laternentanz der Konstanzer Blätzlebuebe. Wetterbedingt musste die mit Spannung erwartete Strohpuppenverbrennung der Offenburger Hexenzunft leider entfallen. Um 19 Uhr dann ein Highlight der ganz besonderen Extraklasse: der Festgottesdienst zum Grossen Narrentreffen im Konstanzer Münster. Wo gibt's das heutzutage noch, dass eine Kirche fast aus den Nähten platzt - ja, das war beim Konstanzer Dom mit über 1000 Narren am Samstagabend wirklich so. Hier gelang es Pfarrer Auer und Diakon, den Gottesdienst mit voller Liturgie zu feiern, und ihn doch ganz leicht, unterhaltsam und ideal aufs närrische Publikum zugeschnitten, zu gestalten.

Nach der Predigt geht im Münster das Licht aus. Die Gemeinde erlebt eine Kurzform des traditionellen Konstanzer Hemdglonker-Umzugs. Kinder in Nachthemden und mit Topfdeckeln schreiten ins Münster. Sie haben mit Kerzen beleuchtete Plakatträger geschultert. Darauf sind nicht wie beim original Hemdglonker-Umzug Spottverse über Lehrer zu lesen, sondern kirchlich-närrisches, etwa: „Grüß Gott & Ho Narro!“. Wirklich ein unvergesslich schöner und feierlicher Gottesdienst. Danach strömte die gesamte Narrenschar in die Zunft- Schnurr- und Speiselokale - und auch die eigens für das Narrentreffen aufgebauten Zelte waren bis in die frühen Morgenstunden intensivst frequentiert. Und das Ganze schön friedlich!

Punkt 12 Uhr erfolgte am Sonntag der Startschuss für den Großen Umzug durch die Konstanzer Innenstadt mit 69 Zünften und 15.000 Maskenträgern und Musikern - das Ganze natürlich live im Fernsehen von Südwest 3. Wirklich umwerfend die Vielfalt der teilnehmenden Zünfte, die die gesamten 8 Fasnets-Landschaften der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzunft in folgender Reihenfolge präsentierten: Schwarzwald, Baar, Hegau, Hochrhein, Donau, Oberschwaben-Allgäu, Neckar-Alb sowie Bodensee-Linzgau-Schweiz - die genaue Reihenfolge findet sich im Teil 2 auf dieser Homepage. Meine hier ausgewählten Fotos geben nur einen groben Überblick über die VSAN, die ein wirklich wahnsinniges Repertoire bietet. Tatsächlich gibt's dort auch ein paar wenige Hexengruppen - aber die bilden im Gegensatz zum heutigen Fasnetswandel mit Gründung von Hexengruppen allerorts die große Ausnahme. Nicht ohne Grund, denn für die VSAN geht es primär um den Erhalt von Tradition und Brauchtum. Folgende Zünfte richteten die bisherigen Großen Narrentreffen der VSAN aus: Villingen (1929), Rottweil (1930), Stockach (1933), Offenburg (1935), Oberndorf (1936), Überlingen (1938), Radolfzell (1950), Rottenburg (1952), Riedlingen (1956), Singen (1960), Offenburg (1964), Bad Cannstatt (1968), Konstanz (1972), Donaueschingen (1976), Weingarten (1980), Lindau (1984), Offenburg (1988), Bad Cannstatt (1992), Waldkirch (1996), Wangen (2000), Singen (2004) sowie Bad Waldsee (2008).

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